WAGNIS

WAGNIS, 2013
WAGNIS, 2013

 

 

 

 

 

Dreißig konische Glasziegel - ein Schlussstein. Von zwei betonenen Randsteinen gestützt, tragen sich die einzelnen massiven Glaskörper gegenseitig, allein durch ihr eigenes Gewicht. Sie verkeilen und stützen sich in die stabile Architektur eines Torbogens circa achtzig Zentimeter über dem Erdboden. Das Material Glas gibt das vollständige Ausmaß der gesamten Konstruktion preis. Kein Kleber, kein Spanngurt, keine Sicherung - beinah jeder Winkel ist rundum einsehbar.

 

Die finale Installation sieht die Erhöhung des Bogens auf zwei freistehende Säulen in 1,60m und das potentielle Durchschreiten des Rezipienten vor. Die Entscheidung zum Passieren des Bogens liegt jedoch ausschließlich beim Betrachter.

 

Es ist ein Bewusstwerdungsprozess der Tragweite persönlicher Entscheidungen beim Rezipienten, den ich mit der Umsetzung des Wagnisses beabsichtige. Mit dem Ziel, das Schlüsselerlebnis der eigenen Erfahrung auf einer ästhetischen Ebene möglichst prägnant und körperlich erfahrbar zu vermitteln, strebe ich eine gesteigerte Aufmerksamkeit bezüglich eigener Entscheidungskompetenzen beim Betrachter an.

 

Rückblickend sehe ich meinen einjährigen Aufenthalt in der Türkei 2012/2013 als maßgeblich zu dieser Entwicklung beitragenden Faktor. Speziell während meiner Reisen durch das Land realisierte ich, wie existentiell mich die von mir getroffenen Entscheidungen in dieser fremden, aber vor allem unkalkulierbaren Umgebung wirklich betrafen. Monate später kehrte ich nach Halle an der Saale zurück. Hier erwartete mich ein vergleichsweise starrer Rahmen sozialer Absicherung. Die sich daraufhin anbahnende Gegenüberstellung dieser beiden Welten schürte meine Überlegungen über eine vermeintliche Entscheidungsfreiheit und die Reichweite ihrer Konsequenzen. Im Wagnis kristallisierte sich dieser Einfluss auf meine künstlerische Arbeit heraus.

 

 

A. Knödler

 

 

 

 



Kontakt:  anne.knoedler@outlook.de